Freitag, 9. März 2012

Dodge Viper SRT-10


Anfang 2008, durch den schwachen Dollar, haben sich die mir gut bekannten Eigentümer eines Flipper- und Spielhallenautomatenverkaufs beschlossen Fahrzeuge aus den USA zu importieren und sich damit ein zweites Standbein zu schaffen. So lag es nahe, dass ich - in der Hoffnung mal einen Mustang oder wieder eine Corvette fahren und fotografieren zu können - gefragt habe, ob dies denn möglich sei.

Und es war wie mit so vielen Leuten die ich frage: Es heißt, dass es prinzipiell möglich sei, aber so wirklich begeistert waren die beiden nicht. Auf meine Mail mit dem Link zu meiner Homepage wurde erst mal gar nicht geantwortet. Wochen, gar Monate vergingen und als ich die Hoffnung doch schon aufgegeben hatte, kam tatsächlich ein Anruf, dass sie ein Auto bekommen, welches ich fotografieren sollte. Da sie die Autos jedoch als Neuwagen verkaufen sei es schwierig mir viele km zu geben. „Immerhin“ habe ich mir gedacht.

Wieder ging einige Zeit vorüber bis ich eine Mail bekam mit genau diesem Inhalt:

„Auto ist da, bitte melden.“

Das war Mitte letzter Woche. Ich bin Freitag dann von Augsburg nach Hause gefahren, schnell mein Auto geleert und ab zum Importeur. Dort angekommen stand sie auch schon. Im Gespräch stellte sich heraus, dass das Fahrzeug ein Vorführer ist, da der Kunde abgesprungen ist, ich also keine 20km oder so frei haben werde, sondern ganze 100 Meilen (Im Enddefekt sind es dann 120 Meilen geworden, dazu aber später mehr). Jetzt ging es an das Eingemachte. Ich habe nämlich absolut gar keine Zeit, muss Hausarbeiten schreiben, dann sind „Munich Finals“ und zu guter letzt geht es in 2 Wochen schon in den Urlaub - SCHEI**E !!!!

Am selben Tag nahm ein Mitarbeiter das Auto mit heim, Samstag hatte ich ein Golfturnier.
Doch dann kam der Geistesblitz: Auto Samstag Abend holen, Montag zurückbringen. Alles klar, so wird’s gemacht .

Samstag dann die 18 Loch in absoluter Rekordzeit absolviert, mir tun heute noch meine Beine weh und dann schleunigst zum Händler. Fahrzeug schnell erklärt, Schlüssel gegeben und rein in das Teil.

HERZKLOPFEN

RESPEKT

ZITTRIGE HÄNDE

FREUDESTRAHLEN

Rechter Fuß: Bremse
Linker Fuß: Kupplung

Schlüssel eine Stellung gedreht.
Schlüssel in die zweite Stellung gedreht.

Die Hand bewegt sich an die Mittelkonsole. Der bebende Zeigefinger gleitet wie in Zeitlupe auf den roten Knopf auf dem steht „ENGINE START“, mir aber sagen will: „JETZT, mein Freund geht es los, hier Fliegen gleich die Löcher aus dem Käse“.

DRÜCKEN

Und der V10 brüllt aus den Sidepipes! Ja, genau V10 und Sidepipes: Ich sitze in einer Viper, einer Dodge Viper SRT-10. Modelljahr 2008, 8,4 (ACHT KOMMA VIER!!!!) Liter Hubraum, 611 (SECHSHUNDERTELF!!!!) PS. Viper Snake Skin Green Metallic.





Soweit war ja alles in bester Ordnung. Doch der Blick aus den Hallen lies nichts gutes vermuten. Es regnete in strömen. Das kann ja spaßig werden, den größten PKW Motor unter der Haube und kein ESP. Auf den 8 km Heimfahrt in die trockene Garage kam mir das Heck mehrfach, sobald ich die Maschine über 3000 U/Min gedreht habe. Wettervorhersage für Sonntag: Bewölkt mit Regen..... Ach Herrje, was habe ich mir da bloß eingebrockt?

Daheim angekommen haben mich zwei Freunde in die Garage gelotst. Ja, die Viper ist dann doch ein Stück breiter als ein Porsche - aber sie passt!


Das gute Stück schön trocken gerieben, soll ja am nächsten Tag noch schön funkeln.Wir haben uns am Abend dann doch noch einmal raus getraut um ein paar Nachtfotos zu machen. Die Kraft der Viper war aber unmöglich auf die Straße zu bringen. Ich hatte sorgen, dass sich das auch bei trockener Straße nicht ändern wird. Bis ich doch noch 500 Meter trockenen Asphalt gefunden habe.


Also: Anhalten, Kuppeln, erster Gang, ruhig anfahren bis Ausgekuppelt war, dann Vollgas. Ab in den zweiten Gang, und bremsen!!!!!!!! WOW, der absolute Wahnsinn. Was da an Power vorhanden ist, ist der reine Wahnsinn. Nun aber schnell heim, morgen müssen wir früh raus, es werden gute Bilder von uns erwartet. Schnell noch zu Petrus gebetet, Wecker gestellt und mit süßen Träumen in den Sonntag geschlummert....





Sonntag, der Wecker klingelt. „Mama ich will heute nicht in die Schule“

MOMENT, da war doch was, das rechte Auge halb aufgemacht und aus dem Fenster geschaut. Blau, der ganze Himmel blau. Jaaaaaaaa, es geht doch! Felix angerufen, ins Bad, anziehen, ins Auto.

Startprozedur. Ein Traum, den Sound des V10 kann man kaum beschreiben. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut wenn ich daran denke. Felix abgeholt und auf zu den Fotolocations. Nach warm fahren des Motors habe ich mich langsam aber sicher getraut mal etwas Gas zu geben auf der Graden, in den Kurven wäre ich mit meinem Smart schneller gewesen. Der Respekt vor der Viper ohne ESP war einfach riesig. Somit wurde sie anfangs so gefahren wie viele denken dass man amerikanische Autos fahren muss: Kurven langsam und auf der Geraden voll Speed.

Vom ersten Gang muss man nicht reden, es geht zwar schnell vorwärts doch richtig Spaß macht es erst ab Gang Nummero Zwo. Untertourig fahren, bei ca. 1.000 U/min. Dann Vollgas, die Drehzahlnadel kommt schnell auf 3.000 U/min. Es fängt an Spaß zu machen. Schneller ist sie auf 4.500 U/min. Gefühl und gehör sagen einem: SCHALT!!! Sonst zerreißt es dir den Motor. Der Drehzahlmesser sieht das anders, etwas über 6.000 U/min sind machbar. Und erst ab 4.500 U/min geht es erst richtig los. So wirklich Zeit auf irgendwelche Instrumente zu schauen bleibt da nicht mehr. Mich hat es so dermaßen in den Sitz gepresst. 611 PS bei etwas über 1500 kg sind eben ein Wort. Und dann noch der Sound. Zwischen 5.000 und 6.000 U/min kann Soundtechnisch ALLES, aber wirklich alles einpacken. Ich lehne mich sogar so weit aus dem Fenster, dass der so hochgelobte V10 des CGT wie eine zahme Katze klingt (etwas überspitzt gesagt). Mit offenen Fenstern kommt der Sound direkt von den Sidepipes in den Fahrgastraum. Ein Traum, aber auch verdammt laut mit Kopfwehgefahr.










Der dritte Gang reicht bis über 120.... Meilen pro Stunde wohl gemerkt. Und selbst Gang 4 wird keinesfalls schwächer. Wirklich irre wie die Schlange nach vorne schiebt. Der Tag nahm seinen Lauf und mehr und mehr bekam ich die Viper in den Griff. Die sehr knackige und direkte Schaltung war mit Zwischengas nach einigen Kilometern zu fahren. Die Bremsen greifen gut, der Bremspunkt wurde immer später. Die Kurvengeschwindigkeiten immer höher.

Auf trockener Strasse lässt sie sich wunderbar fahren, die 275er und 345er Reifen reißen förmlich den Asphalt auf, keine Spur mehr von Traktionsproblemen. Das Fahrwerk ist erwartet sportlich ohne irgendwelche Wankbewegungen und zudem noch erstaunlich komfortabel. Keine Rückenschmerzen, keine Aufsetzer. Ich bin wirklich beeindruckt.






Der Vormittag und der frühe Nachmittag wurden genutzt um bei strahlendem Wetter Fotos zu schießen. Der Nachmittag um dem/der einen oder anderen Glücklichen eine kurze Mitfahrt zu ermöglichen. Es war so etwa Halbzeit und der Blick auf die Tanknadel lies absolut nichts gutes vermuten. Bei ca. 100 gefahrenen Kilometern war der halbe Tank weg. Es ging das große Rätselraten los. Was verbraucht sie, wie groß ist der Tank?


Ich habe mit ca. 40L/100km gerechnet. Nach ca. 200km war der Tank dann gänzlich leer. Schnell ins „Owners Manual“ geschaut: 91ROZ, Normalbenzin, immerhin etwas erfreuliches

Ab an die Tanke und schauen ob der Tank die erwarteten 100 Liter fasst. Ratter, ratter, ratter.... Klick. Ich schaue ungläubig. 56 Liter. Macht einen Schnitt von grob 28 Litern auf 100 Kilometer bei sehr zügiger Fahrweise. Sicherlich ist das ein Haufen, aber mal ehrlich, hättet ihr nicht auch mit mehr gerechnet?

Am Ende des Tages kam die Viper alleine in die Doppelgarage, war dann doch bequemer. Und auch wenn es etwas bedrückend war zu wissen, dass ich sie am nächsten Morgen wieder abgeben muss, so freute ich mich doch auf die letzte Fahrt, das letzte starten des Motors, das letzte mal Vollgas.

Es gibt noch was zu sagen: Der Auspuff blubbert so schön, ich könnte die Viper stundenlang bergab rollen lassen nur um es blubbern zu hören.
Und noch etwas, was eher weniger erstaunlich ist: Bei der Form, dem Sound und dieser wunderschönen Farbe schaut einem wirklich jeder hinterher. Ob das nun gut oder schlecht ist kommt sehr auf den Charakter des Fahrers an





Zum Schluss würde ich festhalten dass es ein außergewöhnliches Auto ist. Wenn man normal fährt kann sie wirklich jeder fahren. Bei etwas schnellerer Fahrweise muss man auf der Hut sein. Als Erstwagen ist sie definitiv nicht zu empfehlen, auch wenn der Kofferaum recht großzügig ist. Als Zweitwagen? Naja, mein Fall wäre es nicht, dann lieber einen schönen GT3 RS und die Viper als Drittfahrzeug. Aber durch die Fahrt ist sie zu 100% auf die „Must have“ Liste gerutscht.

Ein nicht alltägliches Auto für die nicht alltägliche Anwendung.



 
 
 
 
 
 
 
 









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